Zum Tod des Saarbrücker Fotokünstlers Joachim Lischke

Saarbrücken · Im nächsten Jahr sollte er den „Monika von Boch-Preis für Fotografie“ entgegennehmen. Nun ist Joachim Lischke im Alter von 90 Jahren gestorben. Er war auch ein Chronist der saarländischen Industrielandschaften.

Gesehen hatte man den Fotografen und Fotokünstler Joachim Lischke schon eine Weile nicht mehr. Dennoch war seine Sicht auf die Dinge immer gegenwärtig, wenn man eine Aufnahme des Alten Turms in Mettlach, anderer Kulturdenkmäler des Landes oder Aufnahmen der zur Region gehörenden Bergehalden betrachtet. Die meisten dieser Bilder in Fotobänden und Dokumentationen über das Saarland stammen von ihm.

Vergangene Woche ist der 1923 in Breslau geborene und in Ottweiler aufgewachsene Joachim Lischke im Alter von 90 Jahren in Saarbrücken gestorben. Er gehörte zu der Gruppe von jungen Menschen, die 1947 in der Fotoklasse von Otto Steinert an der ehemaligen Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk die Arbeit mit der Kamera gelernt hatten. So manche Geschichte ist aus dieser Zeit geblieben, wie die von der Stecknadel, dank der Studienkollegin Edith Buch-Duttlinger entgeistert in die Kamera starrte; oder die von der im Quarktopf über die Landesgrenze geschmuggelten Rollei , mit der er sein Studium absolvierte und die ihm eine neue Welt eröffnete.

In dieser Welt waren auch Grenzen. Denn als er als Steinert-Schüler dessen Lehre von der "Subjektiven Fotografie " beim Einstellungstest bei Radio Saarbrücken mit der Fernsehkamera zu subjektiv umsetzte, war's des Guten zuviel, wie er sich gemeinsam mit seinen Studienkollegen von einst vor Jahren erinnerte. Stattdessen wurde Joachim Lischke 1955 Fotograf bei der Staatlichen Landesbildstelle, für die er bis 1985 tätig war. Für sie hielt er fest, was im jungen Saarland war und wuchs. "Entdecker der Industrielandschaft" nannte ihn die Zeitschrift "Photorama" 1958 für seine Aufnahme von Halden, Hütten und der davon geprägten Landschaft. Doch es waren nicht nur deren Abbilder; in seinen experimentellen Lumino- und Chemogrammen baute er mit Scheuerpulver geschaffene abstrakte Welten, nicht unähnlich den Halden nach. Darin konnte er sich, wie er einmal erzählte, nächtelang vertiefen.

Dazu kamen mit Wurzelwerk und Netzen inszenierte Akte, später auch Collagen und Objekte aus Fundstücken. Dabei leitete ihn, der 2003 den Fritz Zolnhofer-Preis der Stadt Sulzbach erhielt, ein Satz von Albrecht Dürer : "Wahrhaftig steckt die Kunst in der Natur, wer sie herausreißen kann, der hat sie." Das ist Joachim Lischke gelungen.

Das Museum Schloss Fellenberg wollte Joachim Lischke am 25. Januar 2015 mit dem "Monika von Boch-Preis für Fotografie " würdigen. Die Auszeichnung wird nun posthum vergeben.

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